Da wir einige Jahre in Berlin gelebt haben, kennen wir die Stadt bereits sehr gut. Doch seit 2007 hat sich einiges verändert. Inzwischen ist die Hauptstadt Kult und zieht Touristen aus aller Welt an.
Um ein wenig auf alten Spuren zu wandeln haben wir uns ein Appartement in Wilmersdorf gemietet. Von hier ist es nicht weit zum Ku’damm. In den Seitenstraßen gibt es die für Berlin so typischen Altbau-Häuserzeilen die hier besonders fein herausgeputzt sind. Im KaDeWe besuchen wir in Erinnerungen schwelgend die 6. Etage mit einem unglaublichen “Food & Restaurant“-Bereich. Ob Austernbar, Beef Grill Club, Champagnerbar - das Angebot an Delikatessen aus aller Welt ist groß. Im Wein- und Spirituosen- Bereich findet auch absolute Raritäten für einige Hundert Euro. Das Publikum hat sich seit unserem letzten Besuch kaum verändert. Wie immer haben wir Spaß daran, die Möchtegern-High Society“ auf uns wirken zu lassen.
Einen absoluten Kontrast dazu bietet die Anti-Corona-Demo am Europaplatz. Am Auto-Konvoi nehmen zwar nur schätzungsweise zwei Dutzend Fahrzeuge teil, doch mit lauten Megafon-Ansagen können wir dies kaum ignorieren. Es tut schon fast weh, welche Idiotien von den so genannten Querdenkern verbreitet werden.
Samstag, 6.11.2021
Morgens fahren wir zur Straße des 17. Juni. Der hier samstags stattfindenden Flohmarkt hat (vielleicht nur der Jahreszeit geschuldet oder wegen Corona) ein wenig seinen Reiz verloren. Es gibt viel weniger Stände, als wir dies in Erinnerung haben.
Durch den Tiergarten schlendern wir zur Siegessäule. Während wir in Berlin lebteb, haben wir es nie geschafft, die Säule zu besteigen, das wollen wir nun ändern. Hier gibt es eine kleine Schlange. Nach 20 Minuten können wir Tickets kaufen. Im Erdgeschoss gibt es eine Ausstellung zur Geschichte. Auf der ersten Ebene kann man die wunderschönen Mosaik-Bilder bestaunen.
Grandios ist das 360 Grad Panorama Berlins, dass man von der oberen Aussichtsplattform bestaunen kann.
Der Künstler Yadegar Asisi hat sich ebenso am Checkpoint Charlie verewigt. Da uns seine Werke begeistern (wir kennen bereits das Panorama von Dresden und das sensationelle Great Barrier Reef in Pforzheim), sind wir natürlich auch neugierig auf seine Installation der Berliner Mauer.
So können wir (hautnah) ein wenig den Alltag im Schatten der Berliner Mauer nachempfinden. Der eigens dafür errichtete Rundbau liegt in unmittelbarer Nähe zum früheren Todesstreifen und dem Grenzübergang. Das monumentale Panorama zeigt auf 900 Quadratmetern das alltägliche Leben im West-Berliner Stadtteil Kreuzberg in den 1980er Jahren. Von einer 4 Meter hohen Besucherplattform kann man die perfekte Illusion erleben. Yadegar Asisi hat in dem Panorama seine eigenen Erlebnisse verarbeitet, er lebte in Kreuzberg direkt an der Mauer. In Berlin gibt es noch eine weitere Installation von ihm, doch das Pergamon-Panorama sparen wir uns für einen nächsten Besuch auf.Wie touristisch Berlin um den Checkpoint Charly ist, wird uns besonders deutlich, als wir Opfer eines Trickbetrugs werden. Anstatt schön essen zu gehen verbringen wir eineinhalb Stunden auf der Polizeiwache in der Friedrichstraße (erfreulicherweise erhalten wir zehn Tage später einen Anruf der Polizei - die Tasche wurde gefunden, so dass „nur Geld und das Handy weg sind). Doch es hilft nicht, lange sauer zu sein. So fahren wir doch noch zum Theater „Wühlmäuse“. Die Tickets waren zwar ebenfalls in der entwendeten Tasche, doch mit etwas gutem Zureden und Datenabgleich erhalten wir Ersatztickets. Die a Capella Comedy von „LaLeLu“ haben wir schon einmal gesehen. Vom vom 'Best of' Programm der letzten 25 Jahre sind wir besonders nach der Pause begeistert. So können wir den Ärger etwas vergessen.
Sonntag, 7.11.2021
Bevor wir bei Lutter und Wegner am Gendarmenmarkt mittags das legendäre Wiener Schnitzel essen, besichtigen wir den Deutschen Dom.
Der Gendarmenmarkt gilt als schönster Platz Berlins. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde er von 1976 - 1993 wieder aufgebaut. Der Dom wird heute nicht mehr als Kirche genutzt, sondern als Museum.
Die (kostenlose) Dauerausstellung «Wege - Irrwege - Umwege» veranschaulicht auf fünf Etagen die historische Entwicklung der Demokratie in Deutschland, beginnend seit der Französische Revolution 1789. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Zeit unter dem Nationalsozialismus. Sehr lohnenswert!
Ein kleines Highlight unseres Berlin-Besuchs ist eine Opernaufführung in der Staatsoper. Es fühlt sich gut an, mal wieder in die Oper zu gehen. Die 3G-Regel wird hier sehr ernst genommen (Nachweis + Ausweisdokument) - dafür ist die Oper fast voll besetzt. Rameaus Oper Hippolyte er Aricie war uns bislang unbekannt. Die Musik (es spielte das Freiburger Barockorchester) war eher langatmig- es fehlten uns große Arien. Dirigiert hat Sir Simon Rattle. Besonders begeistert uns aber die sehr moderne Inszenierung mit grandioser Licht- bzw. Laserunterstützung und die hervorragenden Balletszenen. Wir sind begeistert und können die Kritik „Langeweile im Laser-Gewitter“, die wir zwei Tage später lesen, gar nicht nachempfinden
Sonntag, 8.11.2021
Im Voraus haben wir Tickets für das DDR-Museum gebucht. Die Beschreibung „Geschichte zum Anfassen - eine Zeitreise in die DDR“ wird der Ausstellung absolut gerecht.
Sehr lebendig, interaktiv und wissenschaftlich fundiert vermittelt wird dem Besucher das Leben in der DDR vermittelt. Highlights der Ausstellung sind die Trabi-Fahrsimulation in einem originalen Trabant P 601 und eine originalgetreu eingerichtete Plattenbauwohnung mit fünf Zimmern. Aktuell wohl eines der meist besuchten Museen in Berlin - ein Besuch ist aber auch wirklich empfehlenswert, hätten wir vorher nicht so erwartet.
Ganz in der Nähe liegt das Humboldt-Forum im wieder aufgebauten Berliner Schloss. Vor einigen Jahren haben wir uns die Baustelle angesehen und das dazugehörige Infozentrum besucht. Spannend, den Bau nun fertiggestellt zu sehen.
Montag, 9.11.2021
Auch für heute haben wir im Vorfeld einen Programmpunkt ausgesucht und Tickets für das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung gebucht. Dieses wurde erst im Sommer 2021 eröffnet. Die Ausstellung beleuchtet äußerst anschaulich politisch, ethnisch und religiös begründete Zwangsmigrationen vor allem im 20. Jahrhundert in Europa und darüber hinaus. Flucht und Vertreibung der Deutschen im und nach dem von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieg bilden dabei den Schwerpunkt der Präsentation. Eine sehr gute Ausstellung.
Mit unserem Berlin-Aufenthalt und dem Treffen mit einigen alten Freudnen sind wir sehr zufrieden und freuen uns auf eine Wiederholung.