Dienstag, 31. Oktober 2006

Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau

Oktober 2006 - Der fürs Wochenende angekündige Sonnenschein lässt noch auf sich warten. Als wir nach gut eineinhalb Stunden Bad Muskau erreichen, haben sich die tief hängenden Wolken noch nicht verzogen - aber immerhin ist es trocken. Auf dem Marktplatz von Bad Muskau** parken wir das Auto und rüsten unsere Fahrräder.

Zunächst besorgen wir uns in der Touristen-Information, die sich im Alten Schloss befindet, eine Parkübersicht. Der Fürst-Pückler-Park, der 1815 bis 1845 von seinem Namensgeber erschaffen wurde, ist der größte Landschaftspark im englischen Stil in Europa. Wegstrecken mit einer Gesamtlänge von 27 km durchziehen den Park, der 2004 auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Ein großer Teil der Gebäude im Park wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört der größte Teil des Parks zu Polen, die Neisse dient als natürlicher Grenzfluss.

Auf deutscher Seite wurde das Alte Schloss mit schönem Renaissanceportal bereits wieder aufgebaut.

Altes Schloss im Muskauer Park
Altes Schloss im Muskauer Park

Daneben befindet sich das Neue Schloss, das 1945 ausbrannte und seit 1999 (bis 2010) restauriert wird. Der bereits fertig gestellte Turm lässt erahnen, wie schön es dann sein wird. Sehr schön wieder hergestellt sind bereits die Gebäude des Marstall. Neben dem Besucherinformationszentrum sowie einem Cafe befindet sich hierin ein Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude.

Neues Schloss im Muskauer Park
Neues Schloss im Muskauer Park

Über die Doppelbrücke erreichen wir die polnische Seite. Doch zunächst müssen wir uns den Grenzposten gegenüber ausweisen.

Doppelbrücke
Doppelbrücke

Bedauerlicherweise müssen wir feststellen, dass die Parkanlage auf polnischer Seite abseits des Neissetals nicht so gepflegt ist. Nicht nur, dass es kaum Beschilderungen gibt, auch der Zustand der Wege ist teilweise sehr irreführend und schlecht. Von den Bauwerken sind noch die Prinzenbrücke, das Viadukt am Herrenberg sowie das Viadukt über Sarah's Walk erhalten, jedoch teilweise dringend restaurierungsbedürftig. Die Pfeiler der 1945 zerstörten Englischen Brücke ragen als Mahnmal über die Neisse. Schön ist allerdings der Ausblick, den man vom Pücklerstein auf die deutsche Seite des Parks hat.

Fürst Pückler Stein
Fürst Pückler Stein

Über die Doppelbrücke fahren wir wieder zurück auf die andere Seite und drehen noch eine Runde durch den deutschen Teil des Parks. Hier ist alles schön angelegt und gepflegt. Es gibt viele kleine Brücken und schöne Sichtachsen. Von der Eichseebrücke hat man einen Blick auf einen kleinen Wasserfall und den dahinter liegenden Eichsee. Schön ist auch die blaue Fuchsiensbrücke, deren Blumenarrangement ihrem Namen gerecht wird.

Fuchsienbrücke
Fuchsienbrücke

Muskauer Park - Marstall
Ausgesprochen gut gefällt uns die Ausstellung "Englandsouvenirs – Fürst Pücklers Reise 1826 – 1829", die sich im Marstall befindet. Nachdem Hermann Fürst von Pückler-Muskau das Erbe seiner Frau Lucie für seine Park-Leidenschaft aufgewendet hat, reiste er nach England. Die Reise diente in erster Linie dazu, eine neue zahlungskräftige Braut zu werben, so dass er sich zuvor (im Einverständnis mit seiner Frau) scheiden ließ. Auch wenn der eigentliche Reiseanlass unvollendet blieb, so konnte Pückler doch viel von der englischen Landschaftsgärtnerei lernen. In einem regen Briefwechsel mit seiner (Ex-)Frau Lucie, die in Bad Muskau auf ihn wartet, schildert er seine Reiseeindrücke. Diese sind in der Ausstellung, unterstützt mit vielen Grafiken, sehr schön nachzulesen. Pückler reiste mit eigener Kutsche. Zu sehen gibt es viele für die Zeit typischen Reiseutensilien. Wir erfahren ferner, woher die Bedeutung "Schmiergeld" kommt. Der Begriff geht auf die Zeit der Postkutschen zurück. Postkutschenfahrer verlangten Schmiergeld von ihren Fahrgästen, damit sie die Achsen schmieren und so ein Quietschen vermeiden konnten. Obwohl Pückler mit eigener Kutsche unterwegs war und sein eigenes Schmierfett hatte, musste er an den Stationen ein Schmiergeld entrichten.

Nachdem Pückler 1845 Bad Muskau verkaufen musste, zog er auf seinen Erbbesitz in Branitz bei Cottbus. Immerhin hatte er nun soviel Geld, um sich einen wunderschönen Schlosspark im englischen Landschaftsstil anzulegen. Diesen haben wir uns ein Jahr zuvor angesehen. (zum Bericht Branitz bei Cottbus).

Es mag am trüben Wetter liegen, dass sich der Reiz des Parks uns nicht so ganz erschließen mag und wir die Bewertung unseres Grünen Reiseführers mit zwei Sternen nicht ganz nachvollziehen können. Die beiden englischen Landschaftsparks Wörlitzer Park (Sachsen-Anhalt) und der Park in Branitz (bei Cottbus in Brandenburg) haben uns als Gesamtensemble besser gefallen.

Der graue Tag ist prädestiniert zum Wellnessen. Das von uns ausgewählte WIP Waldhotel Roggosen bei Cottbus macht dies möglich. So verbringen wir den späten Nachmittag im Saunabereich des Hotels und genießen später ein leckeres Abendessen im Hotelrestaurant.

Morgen geht es dann weiter nach Brandenburg. Dort wollen wir den Spreewald erkunden.

© August 2002 Anke Schlingemann und Detlef Hälker

Reiseführer
Marco Polo Reiseführer Spreewald Lausitz mit Bad MuskauFür die Erkundung des Muskauer Parks hatten wir den Marco Polo Reiseführer Spreewald Lausitz dabei, der ebenfalls Bad Muskau abdeckt. Ein handlicher Reiseführer mit vielen Insider-Tipps und Informationen.

Grüner Reiseführer Deutschland - Michelin Guide VerdeWenn wir in Deutschland unterwegs sind, ist "Der grüne Reiseführer Deutschland",
erschienen im Michelin Reise-Verlag, unser ständiger Begleiter. Das im Reisebericht verwendete *-System wurde hieraus übernommen.

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