Samstag, 25. Februar 2006

Leipzig

Neues Gewandhaus Leipzig
Neues Gewandhaus Leipzig
25. Februar 2006 - Dem winterlichen Wetter zum Trotz machen wir einen Tagesausflug nach Leipzig (mit dem Auto etwa 1 1/4 Stunde von Berlin entfernt). Es ist nicht wirklich überraschend, dass es in Nähe der Altstadt praktisch keine Parkmöglichkeiten gibt. Doch das Parkplatzproblem haben wir schnell gelöst, indem wir im Parkhaus am Augustusplatz nahe Oper und Gewandhaus 

Der Augustusplatz ist einer der größten (aber nicht schönsten) städtischen Plätze Deutschlands.
Dieser wird vom Opernhaus sowie dem Neuen Gewandhaus eingerahmt, die beide dem Stil der protzigen DDR-Architektur entsprechen.

Ein kurzer Blick ins Neue Gewandhaus lohnt sich dennoch. Neben vielen Büsten großer Musiker gibt es 712 qm Deckenfresken zu sehen, die mit dem modernen Bau kontrastieren. Einen weiteren Kontrast bietet der Mendebrunnen (1886), der vor dem Gewandhaus steht.

Opernhaus Leipzig
Opernhaus Leipzig

Der Grimmaischen Straße folgend kommen wir am großen Komplex des Universitätsgebäudes vorbei. Wir betreten das Hansahaus und gelangen zur ältesten erhaltenen Passage Leipzigs, dem Specks Hof. Der ehemalige Messepalast wurde 1995 nach einer Sanierung wiedereröffnet. Besonders schön sind die drei Lichthöfe, die mit Wandfriesen, Malereien und Keramik-Medaillons verziert sind.

Nikolaikirche
Als nächstes erreichen wir den Nikolaikirchhof. Hier fanden die als Montagsdemo bekannten Friedensgebete statt, in deren Folge die friedliche Revolution und deren Weg zur deutschen Einheit 1989 eingeleitet wurden. In der Nikolaikirche, der ältesten Kirche (um 1165) der Stadt, finden auch heute noch jedoch Montag Friedensgebete statt. Überwältigend ist der hohe Innenraum. Palmwedelverzierte Säulen tragen die schöne pastellfarbene Decke.

Am Nikolaikirchhof liegt auch das Restaurant Medici, das wir uns im Vorfeld für ein Mittagsmenü rausgesucht hatten. Das moderne Restaurant auf zwei Ebenen mit großem Glasfenster (Blick auf die Nikolaikirche) sieht sehr einladend aus. Zu einem vertretbaren Business-Lunch-Preis (Menü für 15,00 EUR) speisen wir hier ganz excellent.
Erneut gehen wir an dem Universitätsgebäude vorbei und erreichen die Moritzbastei. Diese ehemalige Befestigungsanlage ist der einzig erhaltene Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Lange Jahre nicht genutzt, wurde sie von Studenten der Leipziger Universität in vielen freiwilligen Einsätzen von 1974 bis 1976 ausgegraben und als Freizeitstätte erschlossen. In der Grünanlage, die parallel zum Stadtring verläuft, sind einige Skulpturen, u.a. von Schumann und Schiller, zu besichtigen.

Wir folgen der Schillerstraße und stehen kurz darauf vor dem schönen Gebäude der Deutschen Bank. Dahinter befindet sich das Neue Rathaus mit reich verzierter Fassade. Dieser pompöse Bau wurde 1905 auf den Grundmauern der ehemaligen Befestigungsanlagen der Pleißenburg gebaut. Der 110 m hohe Rathausturm steht auf dem Stumpf der alten Burganlage. Das Rathaus ist mit dem Stadthaus verbunden. Eine Besichtigung ist am heutigen Samstag leider nicht möglich.

Als nächstes erreichen wir die Thomaskirche, die Wirkungsstätte des weltbekannten Thomanerchores (ältester Knabenchor der Welt). Zu Ehren des wohl bekanntesten Kantors, Johann Sebastian Bach, steht vor dem Südportal ein 2,45 m hohes Bronzestandbild.

Thomaskirche - Leipzig
Thomaskirche 

Der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach wirkte von 1723 bis zu seinem Tod im Jahr 1750 in Leipzig und war als Kantor Kirchen-, Rats- und Universitätsmusikdirektor, de facto also Stadtmusikdirektor. Sein Grab befindet sich im Chorraum der Kirche.

Von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Markt. Sofort fällt das schöne Gebäude des Alten Rathauses auf, das in einer Rekordzeit von neun Monaten 1556/1557 erbaut wurde und zu den schönsten deutschen Renaissancebauwerken gehört.

Altes Rathaus in Leipzig
Altes Rathaus 

Auf der Rückseite des Alten Rathauses liegt der Naschmarkt mit der schön restaurierten Alten Handelsbörse. Davor erinnert eine Skulptur Johann Wolfgang von Goethes an seine Studentenzeit und seine Jugendfreundinnen in Leipzig.

Als nächstes betreten wir die elegante Mädlerpassage. Sie wurde bereits 1914 nach dem Vorbild der Mailänder Galleria Vittorio Emanuele II. errichtet. Hier befindet sich der durch die Kellerszene in Goethes Faust weltberühmt gewordene Auerbachs Keller.

Auerbachs Keller
Auerbachs Keller

Um uns ein wenig aufzuwärmen gehen wir in das Kaffeehaus Riquet. Die wunderschöne mosaikgeschmückte Jugendstilfassade des 1908 errichteten Geschäftshauses spiegelt die Handelstradition der Firma Riquet mit Ostasien und dem Orient wider. Sehr schön sind die beiden Elefantenköpfe, die den Eingang flankieren. Sehenswert ist ebenfalls die alte Kaffeehauseinrichtung. Der Kuchen ist durchaus empfehlenswert.

Frisch gestärkt machen wir uns auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Wie ein Palast wirkt das fast 300 m lange monumentale Bahnhofsgebäude. 1915 wurde dieser in Betrieb genommen. Mit seinen 26 Bahnsteigen ist er einer der größten Kopfbahnhöfe und einer der größten Personenbahnhöfe Europas. Seit der 1998 abgeschlossenen Modernisierung gilt er zudem als einer der modernsten deutschen Bahnhöfe. Die helle Empfangshalle wird von einem Glasdach überspannt. Auf drei Ebenen mit ca. 30.000 qm Fläche sind die Hauptbahnhof-Promenaden untergebracht. Dieses integrierte Shopping-, Service- und Dienstleistungszentrum zählt ca. 140 Geschäfte.

Wir beenden unseren Leipzig-Rundgang mit der Besichtigung des Museums der bildenden Künste, das sich erst seit 2004 in einem quaderförmigen Betonbau am Sachsenplatz befindet. Im Innern wird die großzügige und schlichte Gestaltung durch Lichthöfe und Terrassen durchbrochen. Das Museum beherbergt eine sehr sehenswerte Kunstsammlung. Zudem finden ständig wechselnde Sonderschauen – in unserem Fall Faust und Mephisto Goethes Dichtung der bildenden Kunst – statt.
Bekannt ist Leipzig ebenfalls als Messestadt. Die Leipziger Messe gilt als älteste der Welt. Warenmessen wurden bereits vor 800 Jahren, zunächst auf dem Marktplatz und um die Jahrhundertwende in diversen Messepalästen in der Innenstadt, abgehalten. 1895 fand in Leipzig die erste Mustermesse der Welt statt, wofür noch heute das Messelogo, das doppelte M steht. In den 20er Jahren wurde dann am Völkerschlachtdenkmal ein Messegelände eröffnet, das wir zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung ansteuern. Schon von weitem ist das markante Messelogo zu sehen. Die alten Messehallen werden inzwischen nicht mehr als solche genutzt. Mit der 1996 zentral an Flughafen und Autobahn eröffneten Neuen Messe wird diese nicht mehr benötigt. Die Hallen der Alten Messe warten auf eine neue Nutzung. Das Gelände wirkt entsprechend verlassen, nur einige wenige Hallen werden bereits von Unternehmen anderweitig genutzt.

Das Völkerschlachtdenkmal, dessen Parkanlagen direkt an das Messegelände anschliessen, betrachten wir nur aus der Ferne. Anlässlich des 100. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1913 wurde dieses eingeweiht. Von der 91 m hohen Aussichsterrasse soll man (bei gutem Wetter) einen schönen Ausblick auf die Stadt haben.

Zum Abschluss fahren wir an der Deutsche Bücherei am Deutschland-Platz vorbei. In dem Gebäude befindet sich ebenfalls das Deutsche Buch- und Schriftenmuseum. Das imposante 1914 errichtete Gebäude ist 160 m lang und hat eine schöne, goldverzierte Fassade.

Auch wenn wir letztendlich ziemlich durchgefroren sind, als wir wieder ins Auto steigen, hat sich der kurze Leipzig-Besuch auf jeden Fall gelohnt.

Einen Stopp legen wir noch am BMW Werk in Leipzig ein. Hier besichtigen wir von Außen das von der Londoner Architektin Zaha Hadid geschaffene Verwaltungs- und Kommunikationszentrum, das im Mai 2005 fertig gestellt und im Dezember 2005 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde.

BMW Werk Leipzig - Architektin Zaha Hadid
BMW Werk Leipzig - Architektin Zaha Hadid

Aufgabe war es, ein offenes, Kommunikation förderndes, flexibles Bauwerk zu schaffen, in dem die BMW Automobilproduktion für Besucher und Mitarbeiter gleichermaßen transparent wird. Das Gebäude verbindet die Produktionshallen des Karosseriebaus, der Lackiererei und der Montage. Es ist der Haupteingang zum Werk und beherbergt Büro- und Kommunikationsflächen, das Betriebsrestaurant und verschiedene Labore und Werkstätten.

Wie gut die Aufgabe gelöst wurde, lässt sich sicherlich erst bei einer Werksbesichtigung beurteilen. Der futuristische Außenanblick des Gebäudes gefällt uns jedenfalls sehr gut.

Letzte Aktualisierung: August 2006 © Anke Schlingemann & Detlef Hälker

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