Völlig unerwartet lesen wir in unserem Marco Polo-Reiseführer Brandenburg von dem „Ableger“ der Berliner Siegessäule in Hakenberg, nur wenige Kilometer hinter Linum gelegen.
Vom Kurfürstenhügel leuchtet uns die goldene Siegesgöttin schon von weitem entgegen. Die 34 m hohe Säule erinnert an die siegreiche Schlacht bei Fehrbellin gegen die Schweden im Jahre 1675. Den 114-stufigen Aufstieg und den reizvollen Ausblick sollte man sich nicht entgehen lassen. Etwas beeinträchtigt wird der Naturgenuss allerdings vom Lärm der nahe gelegenen Autobahn.
Vom Kurfürstenhügel leuchtet uns die goldene Siegesgöttin schon von weitem entgegen. Die 34 m hohe Säule erinnert an die siegreiche Schlacht bei Fehrbellin gegen die Schweden im Jahre 1675. Den 114-stufigen Aufstieg und den reizvollen Ausblick sollte man sich nicht entgehen lassen. Etwas beeinträchtigt wird der Naturgenuss allerdings vom Lärm der nahe gelegenen Autobahn.
Nun fahren wir zur Storchenschmiede nach Linum. Glücklicherweise sind wir für die geführte Tour angemeldet, denn viele Naturfreunde haben sich hier eingefunden. Wir bezahlen 4,00 EUR/Person und erhalten eine Wegbeschreibung zum Treffpunkt (Anmeldung erforderlich! www.storchenschmiede.de).
Bis zum Beginn der Tour bleibt uns noch etwas Zeit. In der ehemaligen Schmiede gibt es eine Ausstellung des Naturschutzbundes zur Tier- und Pflanzenwelt der Gegend, doch der Andrang ist uns zu groß. Statt dessen schlendern wir die Dorfstraße entlang. Auffallend ist die große Backsteinkirche. Von einem ausgestorbenen brandenburgischen Dorf ist Linum weit entfernt. Hier hat man sich auf den Natur-Tourismus eingestellt. In einem kleinen Hofladen kaufen wir selbstgemachten Senf (es gibt 30 verschiedene Sorten), Marmeladen und Zierkürbisse. Hungrige können sich beispielsweise im Puffer-Bistro oder im Cafe Storchen-Aussicht stärken. Linum ist als Storchendorf bekannt, rund 15 Storchenpaare nisten hier jährlich. Die Nester sind derzeit schon verlassen, erst im Frühjahr kehren die Störche aus ihren Winterquartieren zurück.
Die Kranich-Tour startet kurz vor Beginn der Abenddämmerung (16:30 Uhr) am Linumer Teichgebiet. Früher wurde hier Torf gestochen. Die verbliebenen Löcher liess man vollaufen und begann mit der Fischzucht. Inzwischen ist hier ein wichtiges Brut- und Rastgebiet für verschiedene Vogelarten entstanden.
Die Tour beginnt auf einer Aussichtskanzel, von der wir einen schönen Ausblick auf die künstlichen Seen haben. Einige Vögel (leider keine Kraniche) tummeln sich hier. Die Führung wird von einem rhetorisch sehr bewanderten Naturfreund durchgeführt, der uns mit interessanten Geschichten in die Welt der Kraniche einführt.
Kraniche haben nur wenige natürliche Feinde, wie z.B. Füchse und Wildschweine oder Rabenvögel, die bei Abwesenheit der Eltern das Gelege ausrauben. Meist kommen ihre Feinde nur zum Zuge, wenn die Kraniche durch äußere Faktoren in ihren Lebensräumen gestört werden.
Seine Nahrung, die im wesentlichen aus verschiedenem Getreide-Saatgut, Beeren, Früchten und Grünpflanzenteilen besteht, findet der Kranich auf angrenzenden Feldern. Aber auch Insekten und ihre Larven, kleine Wassertiere (z.B. Wasserschnecken) und Wirbeltiere (z.B. Eidechsen, Mäuse, Frösche), die in Feuchtgebieten zu finden sind, schmecken dem Kranich.
Die Brutzeit beginnt gegen Ende März. Zum eigenen Schutz und zur Sicherheit gegen Nesträuber brüten Kraniche in Feuchtgebieten. Kraniche sind monogame Tiere und sie bleiben in der Regel ihr Leben lang als Paar zusammen. Ihr Nest bauen sie auf einer trockenen Erhebung oder im seichten Wasser. In der Regel werden zwei Eier gelegt, die von dem Kranichpaar abwechselnd ausgebrütet werden. Nach etwa 30 Tagen schlüpfen die Jungen und verlassen das Nest schon nach einem Tag (Nestflüchter) um mit den Altvögeln auf Nahrungssuche zu gehen. Nach neun bis zehn Wochen sind die Jungen flügge.
Der in unseren Breiten vorkommende Graue Kranich wird ca. 115 cm groß und hat eine Flügelspannweite von 2,20 bis 2,45 m. Die Vögel werden 25 bis 30 Jahre alt. Am Boden bewegt sich der Kranich sehr anmutig, da er langsam und immer aufmerksam den Kopf reckend "dahinschreitet". Am Himmel ist der Kranich an seiner langgestreckten Körpersilhouette und seinen langsamen kräftigen Flügelschlägen zu erkennen. Unverwechselbar sind seine trompetenartigen Rufe, die zwei Kilometer und weiter zu hören sind.
Der Graukranich verbringt den Sommer in verschiedenen Regionen Nordeuropas bis hinauf nach Skandinavien. Ab Mitte August finden sich die Kraniche an den Sammelplätzen ein, um sich bis zum Abflug ins Winterquartier Energiereserven anzulegen. Im Spätsommer und Herbst machen sich die Kraniche auf den Weg in ihre spanischen und portugiesischen Winterquartiere. Die Linumer Teiche bieten den Kranichen auf ihrem Zug optimale Rastgebiete und werden gerne als Schlafgewässer genutzt. Diese Zwischenaufenthalte können durchaus zwei oder drei Wochen dauern, sofern die Tiere beim Rasten nicht übermäßig gestört werden. Aus Schutzgründen ist ein Teil des Teichgebietes nicht zugänglich. Die anderen Bereiche erlauben aber u. a. von drei Aussichtskanzeln aus hervorragende Naturbeobachtungen.
Hautnah können wir das eindrucksvolle Schauspiel des Herbstzuges beobachten. Mit Beginn der Abenddämmerung suchen die Kraniche ihre Schlafplätze im seichten Wasser auf. Über uns ziehen Tausende von Gänsen und Kranichen hinweg. Schnell lernen wir, das Schnattern der Graugänse von dem trompetenartigen Rufen der Kraniche zu unterscheiden. Immer wieder ziehen am Himmel Kranichkeile und -ketten vorbei. Der glühende Feuerball der untergehenden Sonne taucht den Himmel in ein rotes Licht. Ein beeindruckendes Erlebnis.
Logischerweise ist es bereits ziemlich dunkel, als wir den matschigen Rückweg antreten. Wie so oft sind wir, abgesehen von festem Schuhwerk, nicht besonders gut ausgestattet. Eine Taschenlampe wäre nun sehr hilfreich. Wir nehmen uns vor, im Frühjahr wieder zu kommen, dann sicherlich etwas besser ausgerüstet. Ende Februar / Anfang März kehren die Kraniche aus den Winterquartieren an die Brutplätze zurück. Vielleicht können wir dann auch schon den ein oder anderen Storch beim Ausbessern seines Nestes beobachten.
Letzte Aktualisierung: Oktober 2005 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker
<Reiseführer
Für die Erkundung der Mark Brandenburg können wir den Marco Polo-Reiseführer sehr empfehlen. Ein handlicher Reiseführer mit vielen Insider-Tipps und Informationen.
Wenn wir in Deutschland unterwegs sind, ist "Der grüne Reiseführer Deutschland", erschienen im Michelin Reise-Verlag, unser ständiger Begleiter. Das im Reisebericht verwendete *-System wurde hieraus übernommen.
Hinweis zum *-System:
*** ist eine Reise wert
** verdient einen Umweg
* besonders sehenswert