Montag, 23. Mai 2022

Spiekeroog im Mai 2022

Vor zwei Jahren haben wir eine wunderschöne Woche auf Wangerooge verbracht und uns vorgenommen, nach und nach auch die anderen Ostfriesischen Inseln zu besuchen.

So haben wir uns nun für eine Woche auf die Nachbarinsel Spiekeroog eingebucht. 

Neuharlingersiel Hafen

Der Fähranleger ist in Neuharlingersiel. Nachdem wir das Auto auf dem Langzeit-Parkplatz abgestellt haben, schlendern wir noch etwas durch den Hafen. Im Hafenbecken liegen einige Fischkutter vor Anker. Ein dankbares Fotomotiv. Mit einem ersten Krabbenbrötchen (zum stolzen Preis von 8,50 €/Brötchen) stimmen wir uns auf die Inselwoche ein. 


Pünktlich fährt die Fähre ein. Die Spiekeroog II ist erstaunlich groß und bietet 700 Passagieren Platz. So bildet sich eine ziemlich lange Schlange, die warten muss, bis die ankommenden Passagiere und die Container entladen wurden. Für die Koffer stehen Gepäckcontainer bereit, in den wir unsere Koffer hineinstellen. (Bei Bedarf wird sogar ein Lieferservice zur Unterkunft angeboten)


Die Überfahrt bis zur knapp sechs Kilometer vom Festland entfernten Insel dauert 45 Minuten. Ähnlich wie auf Wangerooge gibt es eine Fahrrinne. Bei herrlichem Sonnenschein genießen wir die Anfahrt auf die Insel.

Schnell sind die Gepäckcontainer entladen. Mit unseren Rollkoffern machen wir uns auf den Weg zur Unterkunft, die wir, ebenso wie die Fähre und einige Aktivitäten, über spiekeroog.de gebucht haben. Der Inselhafen liegt nahe am Dorf, sodass man bequem zu Fuß zurechtkommt. Die gepflasterten Wege sind zwar holprig, aber relativ kurz. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir das Gästehaus „Orion 16“ und sind mit der Wahl der Ferienwohnung sehr zufrieden.

Nachdem wir uns eingerichtet haben kaufen wir im Supermarkt ein und erstehen beim „Meeresfrüchtchen“ (zu Apothekerpreisen) frischen Fisch für das geplante Abendessen.

Nun sind wir neugierig auf den Strand. Dieser ist nicht ganz so nah. Ein breiter, grün bewachsener und von vielen Vögeln bewohnter Dünengürtel trennt das Dorf vom herrlich feinen Sandstrand.

Auf dem Weg zum Hauptstrand kommen wir an der 18 m hohen Aussichtsdüne vorbei. Von hier hat man einen wunderbaren Rundum-Blick. Die zwischen Langeoog und Wangerooge gelegene Insel ist etwa 10 Kilometer lang und zwei Kilometer breit. Bei guter Sicht lässt sich von hier aus fast die gesamte Insel überblicken. Sehr schön ist die inzwischen als Wahrzeichen bekannte 3,50 m hohe Skulptur „De Utkieker“, die einen nach Westen blickenden Mann darstellt.

Der breite Strand reicht bis zur Ostspitze Spiekeroogs. Höchste Erhebung des an den Strand grenzenden Dünengürtels ist die etwa 24 m hohe Wittdün (Weiße Düne). 

Der Osten Spiekeroogs (Ostplate) gehört zur Ruhezone des Nationalparks und darf daher nur außerhalb der Brutzeit von August bis März auf wenigen Pfaden betreten werden. Dieses Gebiet macht etwa die Hälfte der Insel aus und ist erst in den letzten 150 Jahren entstanden. Noch 1860 war Spiekeroog nur halb so lang. Grund für die Verlandung ist die Eindeichung der Harlebucht. Dadurch haben sich die Strömungsverhältnisse so verändert, dass es im Osten Spiekeroogs zu gewaltigen Sandanlagerungen kam.

Natur & Ruhe pur

Das Nordseeheilbad Spiekeroog gilt unter den Ostfriesischen Inseln als die ruhigste und grünste. 

So verbringen wir eine sehr entspannte Woche auf der Insel mit langen Dünen- und Strandwanderungen und vielen Vogelbeobachtungen. Insbesondere im Watt oder in den Salzwiesen kann man (trotz Schutzzonen) relativ nah an die Vögel herankommen. Die Temperaturen liegen leider nur bei etwa 14 Grad Höchsttemperatur und häufig ist der Wind ziemlich scharf. Doch im Strandkorb oder einem windgeschützten Plätzchen lässt es sich durchaus gut aushalten.

Auf Spiekeroog leben ständig knapp 850 Einwohner, zentraler Wirtschaftsfaktor ist mit gut 3.000 Betten der Tourismus. 

Die Nordseeinsel hat die Sturmfluten der letzten Jahrhunderte vergleichsweise unbeschadet überstanden. So sind noch relativ viele Häuser aus dem 18. Jh. mit den typischen grün-weiß gestrichenen, verglasten Veranden erhalten geblieben. Auch von Bausünden oder Bettenburgen ist Spiekeroog verschont geblieben. Hotels, Pensionen und Ferienhäuser finden sich stattdessen dicht gedrängt zwischen den Dünen.

Ein beschaulicher Ortskern mit kleinen Boutiquen und vielen Restaurants versprühen ostfriesischen Charme. Am letzten Abend speisen wir im Capitains-Haus.

Alte Inselhaus

Das Alte Inselhaus gehört zu den ältesten Gebäuden der Ostfriesischen Inseln, es stammt aus dem Jahr 1705 und ist heute Café, Restaurant und Ferienhaus. Ein interessantes Beispiel für ein sogenanntes „Drifthuus“. Mit einem Schwimmdach versehene Drifthäuser wurden bis ins 18. Jahrhundert im Bereich der Nordseeküste gebaut. Die Decke des Hauses war nur mit dem Dach fest verbunden. Mittels unvernagelter Zapfen konnte es im Ernstfall vom Mauerwerk gelöst und so als Schwimmdach genutzt werden - eine mögliche letzte Rettungsmaßnahme bei Sturmfluten. 

Ganz in der Nähe liegt die kleinste und älteste (1525 erbaut) erhaltene Inselkirche in Ostfriesland. Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick hinein (eingeschränkte Öffnungszeiten).

Sehr gut gefällt uns der Lesepavillon in den Dünen. Einerseits Schutzhütte zum Lesen, andererseits wird ein schöner Einblick in die Inselgeschichte gegeben. (Tipp: die App „Erzähl doch mal“ oder auch unter „Digi Walk“ erhält man eine informative Einführung)

Ein sehr interessanter Vogelvortrag führt uns zum Nationalpark-Haus Wittbülten. Ganz in der Nähe befindet sich das Inselinternat „Hermann-Lietz-Schule“ (direkt an der einzigen Windkraftanlage auf Spiekeroog). Es ist interessant, ein wenig in die Geschichte (siehe App-Empfehlung) einzutauchen. 

Sehr viel Spaß haben wir im „Kurioses Muschelmuseum“ in der Strandhalle. Etwa 3000 Exponate aus Unter- und Übersee gibt es zu bestaunen. Zum Schmunzeln sind nicht nur einige kurios geformte Muscheln, sondern auch die sehr kreativen Anordnungen und Namensfindungen.


Eine weitere Kuriosität ist die Museumspferdebahn, die heute den ehemaligen Bahnhof mit dem Westend verbindet.


Empfehlenswert ist auch eine Kutterfahrt. Auf der 1 1/2 stündigen Fahrt mit der „Gorch Fock“ erfahren wir etwas über den Fischfang inkl. der Demonstration eines Schleppnetzes. Ziel ist die Seehundbank auf Langeoog. Hunderte Seehunde und auch einige Kegelrobben liegen hier am Strand und tummeln sich ab und an im Wasser. Das Boot fährt erstaunlich nah heran und wir können die Tiere sehr gut beobachten.

Beschaulicher Ortskern, kleine Boutiquen und viele Restaurants, von denen wir am letzten Abend das Capitains-Haus besuchen.