24. März 2007 Kaiserstadt Goslar** - Bad Lauterberg
Bevor wir in den Harz fahren, wollen wir uns erst einmal Goslar** ansehen. Die Altstadt*** und das Kulturdenkmal Bergwerk Rammelsberg stehen seit 1992 auf der Welterbeliste der UNESCO.
Schon bei der Anfahrt fällt uns das Breite Tor auf. Das gut erhaltene Stadttor war einst Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Die Geschichte der Stadt wurde stark durch den Rammelsberg geprägt. Aufgrund seines Reichtums mit fast 30 Millionen Tonnen Erz war dieser für deutsche Könige und Kaiser von Interesse und Goslar wurde zur Residenzstadt.
Die mittelalterliche Altstadt*** ist geschlossen erhalten und hat viele restaurierte Gilde- und alte Fachwerkhäuser** zu bieten. Am Marktplatz* beginnen wir mit unserer Stadtbesichtigung und kommen gerade rechtzeitig, um das Glocken- und Figurenspiel (täglich 09.00, 12.00, 15.00 und 18.00 Uhr) des Kämmereigebäudes anzusehen. Im Zwerchgiebel öffnen sich nacheinander drei Türchen. Ein Figurenumlauf erzählt – untermalt vom Glockenspiel – die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus.
Westlich wird der Marktplatz vom Rathaus* begrenzt, das von den beiden ungleichen Türmen der dahinter liegenden Marktkirche überragt wird. Das Highlight des Rathauses ist der Huldigungssaal**. Dieser ist leider erst ab April zu besichtigen, so dass wir die Schönheit des Ratssitzungssaal, dessen Wände, Decken und Fensternischen mit Tafelgemälden ausgekleidet sind, nur auf einem Foto bewundern können.
Dem Rathaus gegenüber befindet sich das ehemalige Gildehaus der Tuchhändler und Gewandschneider. Das sogenannte Kaiserworth wird von barocken Kaiserfiguren geschmückt. Sehr schön ist die Konsolfigur eines Dukatenmännchen an der Hausecke. Seit fast 200 Jahren residiert hier das gleichnamige Hotel.
Mitten auf dem Marktplatz befindet sich der Marktbrunnen, das Wahrzeichen der Stadt, der einen goldenen Adler trägt. Auf dem Weg zum Zwinger queren wir die "Abzucht" und kommen an der Lohmühle aus dem Jahre 1544 vorbei. Von einst 27 Wassermühlen ist dies die einzig erhaltene. Sie diente der Herstellung von Gerberlohe (zur Lederbearbeitung).
Beim Zwinger handelt es sich um einen mächtigen Festungsturm. Mit sechs Meter dicken Mauern und einem Durchmesser von 24 m gilt er als eines der stärksten Bauwerke Europas und konnte im Belagerungsfall bis zu 1.000 Mann unterbringen.
Unser nächstes Ziel ist die Kaiserpfalz. Auf dem vorgelagerten Parkplatz erreichen wir zunächst die Domvorhalle*, das einzige Überbleibsel der ehemaligen Stiftskirche St. Simon und Judas. Zu sehen gibt es einige Architekturfragmente sowie den Goslarer Kaiserstuhl. Bei der anschließenden sehr empfehlenswerten Besichtigung der Kaiserpfalz wird eine 3D-Animation der ehemaligen Stiftskirche gezeigt, die einst den kompletten Parkplatz einnahm. Sie wurde zeitgleich mit der Kaiserpfalz errichtet. Baufällig geworden, wurde sie 1820 abgerissen.
Die romanische Kaiserpfalz* wurden zwischen 1040 und 1050 unter Heinrich III. errichtet. Über 200 Jahre fanden hier zahlreiche Reichs- und Hoftage statt. Auf der Führung werden uns die herausragenden Gemälde des Kaisersaals erläutert, die in beeindruckender Art und Weise die deutsche Geschichte darstellen. Zur damaligen Zeit gab es in Deutschland 50 Pfalzen.
Es waren bessere Gutshöfe, auf den die damaligen Wander- oder Reisekaiser samt Familie auf der Durchreise für ein bis zwei Wochen residierten. Die Kaiserpfalz in Goslar konnte nur im Sommer genutzt werden. Heute ist der Kaisersaal mit Fenstern ausgestattet, so dass eine Besichtigung das ganze Jahr über möglich ist. In der südlich anschließenden Pfalzkapelle St. Ulrich ist eine Grabstätte Heinrich III. zu sehen, die das Herz des 1056 gestorbenen Kaisers birgt.
Innerhalb der ehemaligen Stadtmauern gibt es viele mit Fachwerk geschmückte Bürgerhäuser zu sehen. Das größte ist das Stammhaus der Industriellenfamilie Siemens in der Schreiberstraße. Interessant ist dies auch aufgrund seiner Multifunktionalität. Das Siemenshaus war nicht nur Wohnsitz, sondern bot Raum für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Familie.
Das Dälentor und die gepflasterte Durchfahrt ermöglichten die Einfahrt mit dem Fuhrwerk, der mehrgeschossige Dachboden und Anbauten boten Speicherkapazität in Hülle und Fülle. Erwähnenswert ist ferner das gegenüberliegende Hotel "Zur Börse" mit schönen Ornamenten und Spruchschwellen.
Wir passieren die Jakobistraße und kommen am Mönchehaus vorbei. Im ehemaligen Ackerbürgerhaus befindet sich heute das Museum für Moderne Kunst. Einen kurzen Blick werfen wir in die Jakobikirche . Eine kunsthistorische Besonderheit ist die Marienklage (Pieta) aus dem Jahr 1510 von Hans Witten.
Die Münzstraße, wird zum Marktplatz hin so eng, dass sich die Hausdächer berühren. Kurz darauf erreichen wir den Schuhhof. Der von Fachwerkhäusern eingerahmte Platz ist der älteste Goslars. Die schmalen Häuser sind aus ehemaligen Marktbuden entstanden.
Als nächstes besichtigen wir die Marktkirche. Sehenswert sind neun mittelalterliche Glasfenster sowie ein barocker Schnitzaltar. Die Kanzel ist zwar künstlerisch nicht sehr hochwertig, doch uns gefallen die witzigen Figuren, die diese schmücken.
Das sogenannte Brusttuch gilt als eines der schönsten Patrizierhäuser Goslars. Der steile Giebel des Obergeschosses wird von vielen geschnitzten Figuren geschmückt. Mit etwas Mühe entdecken wir die Butterhanne.
Dargestellt wird eine Magd, die mit einer Hand "buttert" und mit der anderen ihren Rock bis über das Gesäß geschoben hat.
Ganz in der Nähe ist das ehemalige Hospital "Großes Heiliges Kreuz". Im Hof wird heute Kunsthandwerk angeboten.
Nach dieser dreistündigen Besichtigungstour verlassen wir die Stadt entlang der "Abzucht" und legen noch einen kurzen Halt am St. Annenstift ein. Das älteste vollständig erhaltene Fachwerkhaus hat samstags leider nur bis mittags geöffnet. Im ehemaligen Hospital gibt es eine mittelalterliche Küche und einen Barockaltar zu sehen. Auf der anderen Seite der Abzucht sehen wir uns noch das verzierte Haus der Tuchmacher an.
Für eine Besichtigung des zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Erzbergwerks Rammelsberg fehlt uns leider die Zeit. Als weltweit einziges Bergwerk war es über 1000 Jahre kontinuierlich in Betrieb.
Vom Petersberg blicken wir noch einmal auf Goslar, doch der versprochene Märchenblick bleibt uns aufgrund des diesigen Wetters verwehrt. Von dem hier ehemals befindlichen ehemaligen Kloster sind nur noch die Reste der Grundmauern zu sehen. In Fußnähe erreichen wir die urige Kluskapelle.
Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Eremitenklause, die in einen Sandsteinfelsen gehauen wurde. Im Mittelalter wurden zahlreichen Höhlen in den Klusfelsen gehauen. Einer wurder später als Kapelle genutzt. Im Innenraum gibt es eine Marienstatue zu sehen.
Letzte Aktualisierung: April 2007 - © Anke Schlingemann und Detlef HälkerReiseführer
Wenn wir in Deutschland unterwegs sind, ist "Der grüne Reiseführer Deutschland", erschienen im Michelin Reise-Verlag, unser ständiger Begleiter. Das im Reisebericht verwendete *-System wurde hieraus übernommen.
Hinweis zum *-System:
*** ist eine Reise wert
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