Eine Stahlbrücke verbindet das Hotel mit dem Hafengebäude. Dieses wurde ebenfalls aufwändig restauriert und beherbergt jetzt ein Cafe mit Touristeninfo sowie eine reizvolle Ferienwohnung über mehrere Etagen.
Zunächst erkunden wir die nähere Umgebung und genießen die schöne Oderlandschaft. Uns fällt auf, dass die Oder derzeit extrem wenig Wasser führt, Tribut an den langen heißen Sommer. Die Schifffahrt wurde bereits eingestellt.
Letschin
Nun starten wir unseren ersten Ausflug ins Märkische Oderland und fahren nach Letschin. Das Wahrzeichen dieses Dorfes ist der schon von weitem sichtbare Schinkelturm auf dem Marktplatz. Nicht weit davon entfernt steht der „Alte Fritz“, ein Denkmal zu Ehren des Preußenkönigs Friedrichs II, der sich Mitte des 18. Jh. für die Trockenlegung der Region eingesetzt hat. Von der Apotheke, die Theodor Fontane in Letschin von 1838 bis 1850 betrieb, ist nichts mehr zu sehen.In Wilhelmsaue, nur einige Kilometer von Letschin entfernt, gibt es Lempes Mühle, eine gut restaurierte voll funktionsfähige Bockwindmühle aus dem Jahre 1883/84 zu besichtigen.
Die letzte Windmühle im Oderbruch war bis 1956 in Betrieb. Seit 1983 gehört sie zum Bestand des Freilichtmuseums Altranft und steht unter Denkmalsschutz. Die Restaurierungsarbeiten, die noch nicht ganz abgeschlossen sind, werden von dem sehr engagierten Windmüller Detlef Sommerfeld in liebevoller Handarbeit ausgeführt.
Küstrin (Kostrzyn)
Unser nächstes Ziel ist der an der deutsch-polnischen Grenze gelegene Ort Küstrin (Kostrzyn), der im Krieg stark zerstört wurde. Auf polnischer Seite gibt es noch eine Altstadt, die seit 1994 Stück für Stück freigelegt und wieder aufgebaut wird. Beim Passieren der Grenze entdecken wir Reste der ehemaligen Befestigungsanlage. Bis in die Altstadt schaffen wir es leider nicht, denn in der Stadt herrscht das reinste Verkehrschaos. Das Schild „Woodstock – größtes Rockfestival Europas“ klärt uns auf. Schnell machen wir kehrt und fahren wieder zurück nach Deutschland.Zu der Festung Küstrin gehörten vier Außenforts, wovon drei auf polnischer Seite liegen. Das 1883 -1889 erbaute Fort Gorgast liegt auf deutscher Seite und ist das besterhaltenste Außenfort. Es wird von einem 42 m breiten und ca. 3 m tiefen Wassergraben umgeben. Über eine heute noch intakte Zugbrücke gelangt man in das Fort. Für den Bau der Kasematten, die sich von oben gut getarnt unter begrünten Wallanlagen befinden, wurden Millionen Ziegelsteine verbaut. Von der Roten Armee wurden 1945 Teile des Forts gesprengt um dieses unbrauchbar zu machen. Insgesamt ist das Fort jedoch in einem guten Zustand und sehr sehenswert.
Zurück in Groß Neuendorf genießen wir die Abendstimmung an der Oder, bevor wir uns im Hotel-Restaurant verwöhnen lassen.
Vom Sonnenaufgang werden wir am nächsten Morgen geweckt – die Fenster des Hotelzimmers lassen sich leider bislang nur teilweise verdunkeln. Dafür werden wir mit einer traumhaft schönen Morgenstimmung versöhnt. Der rote Feuerball taucht die Landschaft in ein rosarotes Licht. Vom Fenster aus können wir die umliegenden Wiesen überblicken, die von einem sanften Morgendunst überzogen sind.
Groß Neuendorf - Sonnenaufgang am Oderbruch
Die Oder liegt noch ganz ruhig in ihrem Flussbett. Nur die Vögel sind schon hellwach und zwitschern vor sich hin. Ab und an fliegt ein Fischreiher über die Oder um sich sein Frühstück zu angeln. Auch ein Storch führt uns seine eleganten Flugkünste vor. Bei einem späteren Dorfrundgang entdecken wir sein Nest, dieses bewohnt er anscheinend alleine. Mitten im Dorf finden wir ein zweites Nest, in dem sich gleich vier Störche – wie es scheint alles Jungtiere – tummeln. Ein faszinierender Anblick.
Storchennest in Letschin
Nach dem Frühstück leihen wir uns Fahrräder (der Verleih ist nur wenige Meter vom Hotel entfernt) und folgen dem gut ausgebauten Oder-Neiße-Radwanderweg (ONRW) in Richtung Genschmar. Den ersten Halt legen wir in Kienitz ein. Hier gibt es einen kleinen Sporthafen. In der Dorfmitte erinnert das Denkmal eines Panzers an den im Januar 1945 errichteten ersten Brückenkopf der Roten Armee.
Panzer in Kienitz
Auch ein bewohntes Storchennest gibt es zu sehen. Der geteerte Radweg wird hinter dem Ort mit etwas Abstand zur Oder am Landschaftsschutzgebiet Odervorland vorbeigeführt. Von der wunderschönen Landschaft sind wir ganz begeistert. Auf dem nun wieder parallel zur Oder verlaufenden Deich fahren wir weiter. Nach der Oderflut im Jahre 2002 musste hier der Deich samt Radweg erneuert werden. Rechter Hand liegt ein Vogelschutzgebiet. Im Uferbereich der Oder sind immer wieder Störche und Fischreiher – natürlich auch noch andere Vögel – zu beobachten.
Storch im Oderbruch
Aus der Nähe können wir den Start und späteren eleganten Flug eines Storches bewundern. Die Flusslandschaft strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Bei Genschmar verlassen wir den Deichweg. Der Oder-Neiße-Radweg wurde während der Deicherneuerung (2004/2005) über diese Strecke umgeleitet. In Friedrichsaue rasten wir in einem kleinen Gartenlokal. Über Zechin geht es weiter nach Sophienthal, wo wir ganz nah an ein bewohntes Storchennest herankommen. Die Jungvögel sind noch nicht flügge. Ein Anwohner klärt uns auf, dass dies noch maximal eine Woche dauert und drei Wochen nachdem sie fliegen gelernt haben, ziehen sie bereits gen Süden. Hinter Sophienthal treffen wir wieder auf den Deichweg und fahren zurück nach Groß Neuendorf. Die fast 40 km lange Radtour hat uns sehr gut gefallen. Vielleicht klappt es ja mal, den kompletten Oder-Neiße-Radweg (mit Gepäcktransport) zu fahren.
Nachdem ein Brand im Jahre 1801 fast das ganze Dorf einäscherte – nur das Schloss blieb verschont – entstand hier nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel ein nahezu komplett neues Dorf im klassizistischen Stil. Der junge Schinkel zeichnete für den Wiederaufbau der Repräsentationsbauten (Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus, Guts- und Amtshof) verantwortlich.
Neubrandenburg, Schinkel-Ensemble, Kirche
Die Anlage gilt als größtes erhaltenes Schinkelensemble. Im Kirchenraum befindet sich eine höchst außergewöhnliche Seltenheit: das Herz des verstorbenen Staatskanzlers, das fünf Jahre nach Einweihung der Kirche in der Rückwand der Mensa seinen Platz fand, wo es bis heute erhalten ist.
Das sanierte Schloss Neuhardenberg umgibt ein Landschaftspark, der nach Entwürfen von Lenné und Fürst Pückler angelegt wurde. In der ehemaligen Remise sowie im Kavaliershaus West befindet sich das *****Hotel Schloss Neuhardenberg.
Schloss Neuhardenberg
Damit beschließen wir unser schönes Wochenende im Märkisch-Oderland. Wie so oft planen wir wieder zukommen. Vielleicht gelingt es uns, ein paar entspannte Herbsttage hier zu verbringen.
Letzte Aktualisierung: August 2006 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker
Reiseführer
Für die Erkundung der Mark Brandenburg können wir den Marco Polo-Reiseführer sehr empfehlen. Ein handlicher Reiseführer mit vielen Insider-Tipps und Informationen.
Wenn wir in Deutschland unterwegs sind, ist "Der grüne Reiseführer Deutschland", erschienen im Michelin Reise-Verlag, unser ständiger Begleiter. Das im Reisebericht verwendete *-System wurde hieraus übernommen.
Hinweis zum *-System:
*** ist eine Reise wert
** verdient einen Umweg
* besonders sehenswert