In den Sommermonaten kann, bedingt durch Thermik, nur frühmorgens oder abends gestartet werden. Wir haben uns für die Morgenfahrt entschieden. Dafür heißt es heute früh aufstehen. Zwei vergebliche Anläufe, bei denen das Wetter nicht mitspielen wollte, gab es bereits, doch heute scheint uns das Wetter gnädig gestimmt. Zumindest wurden wir nicht, wie bei schlechtem Ballonwetter vereinbart, zwei Stunden vor dem vereinbarten Zeitpunkt angerufen. Also machen wir uns um halb fünf auf den Weg, um pünktlich um halb sechs in Königs Wusterhausen
am vereinbarten Treffpunkt (Pennymarktparkplatz in der Chausseestraße bei der Musterhaussiedlung "Wohnen im Grünen") zu sein. Als wir losfahren ist es noch dunkel.
Wie es zu erwarten war, sind die Straßen wie ausgestorben, so dass wir bestens durchkommen und bereits um kurz nach fünf auf den Parkplatz fahren. Für ein ruhiges Frühstück hatte es heute morgen nicht mehr gereicht, aber heißen Kaffee und ein paar Brote haben wir dabei, also wird nun erst einmal gefrühstückt.
Kurz darauf trifft auch schon das erste Mitfahr-Pärchen ein und tut es uns gleich. Frisch gestärkt rüsten wir uns nun für die Ballonfahrt aus und ziehen uns festes Schuhwerk an. Auch einen wärmenden Pullover gibt es noch – man weiß ja nicht wie kalt es oben sein wird.
Pünktlich um halb sechs trifft unser Pilot mit samt der Ausrüstung ein. Die aktuellsten Daten vom Flugwetterdienst hat er bereits eingeholt. Zur Ermittlung des geeigneten Startpunktes erfolgt nun noch ein Windtest. Hierfür wird ein kleiner Luftballon fliegen gelassen und seine Flugrichtung beobachtet. Der Himmel hängt noch voller Wolken, was wir ein wenig bedauern.
Auf einen Mitfahrer müssen wir noch warten. Dieser trifft kurz darauf mit seiner ganzen Familie ein. Es ist der Opa, der in die Luft gehen soll. Dieses Spektakel wollen sich weder seine Kinder noch seine Enkelkinder entgehen lassen – und natürlich wird alles gefilmt.
Nach einer kurzen Begrüßung geht es los. Wir steigen in den Landcruiser unseres Piloten ein. Die „Familie“ nimmt die Verfolgung auf.
Wir legen ca. 5 km zurück, bevor wir die anvisierte Abflugwiese erreichen. Nun wird erst einmal der Anhänger entladen, in dem sich die komplette Ausrüstung befindet. Der Aufbau des Ballons gehört mit zum Event. Zunächst wird das Equipment im Korb sicher verstaut. Anschließend wird die riesige Ballonhülle flach auf dem Boden ausgebreitet und mit Seilen am Korb befestigt. Nun muss der Ballon „aufgeblasen“ werden. Zwei starke Männer werden dazu verdonnert, die Ballonöffnung an den Seilen aufzuhalten.
Mittels eines großen Ventilators wird nun Luft in die Hülle geblasen. Langsam nimmt der Ballon Gestalt an. Nachdem alle Schnüre richtig befestigt wurden wird es ernst. Der Ventilator wird vom Brenner abgelöst. Die „Seilhalter“ haben nun alle Hände voll zu tun, der hohen Gasflamme auszuweichen - wobei die Schweißperlen auf der Stirn weniger von der Anstrengung kommen. Langsam erhebt sich der Ballon vom Boden. Zum Glück ist der Korb mit Seilen am Boden befestigt. Die Aufbauprozedur hat etwa eineinhalb Stunden gedauert. Nun erstrahlt der Ballon in seiner vollen Größe. Mittlerweile ist es hell. Es kann losgehen!
Nach einer kurzen Einweisung steigen wir nach und nach in den Korb. Eigentlich ist dieser nur für sechs Personen geeignet. Da wir mitsamt Piloten sieben sind, muss einer in der Mitte stehen. Leider trifft es Detlef, der aufgrund seiner Größe aufpassen muss, dass ihm nicht der Brenner die Haare abbrennt.
Die Seile werden gelöst. Der Ballon erhebt sich ganz sanft, langsam schwebend in die Luft. Wir sind erstaunt, wie sanft wir dahingleiten. Beim Starten gab es nicht den kleinsten Ruck. Auch Höhenangst scheint im Ballon kein Thema zu sein.
Unsere Reisehöhe von ca. 450 m erreichen wir schnell und müssen feststellen, dass wir kleidungstechnisch ein wenig zu gut ausgestattet sind - aber immer noch besser als zu frieren. Der Brenner heizt uns ebenfalls ganz schön ein.
Nun können wir die Welt von oben betrachten. Der Morgennebel bietet ein schönes Schauspiel und ein äußerst stimmungsvolles Bild. Wir konstatieren, dass eine Ballonfahrt auch bei Morgennebel und wolkenverhangenem Himmel (natürlich nur ohne Regen) schön ist. Mit einer Geschwindigkeit
von ca. 20 km/h fliegen über eine Vielzahl von Seen, überflutete Felder und Wiesen, Dörfer, Fabriken, Bahngleise, etc. Auch ein Storchennest mit zwei Störchen können wir aus der Luft beobachten.
Unser Pilot erzählt uns etwas über die Gegend die wir gerade überfliegen. Auch etwas "Ballonfahrergarn" wird gesponnen.
Die Ballonfahrt dauert leider nur ca. eine Stunde. Die Dauer ist von den Wetterbindungen abhängig. In diesem Fall haben wir soviel Gas verbraucht, dass die insgesamt vier Gasflaschen nun fast leer sind.
Mit den „Verfolgern“ wird per Funk ein anvisierter Landeplatz vereinbart. Langsam verlieren wir an Höhe, bis wir auf einem abgeernteten Erbsenfeld sanft landen.
Hiermit ist das Ballonerlebnis natürlich noch nicht beendet. Auch das Abbauen gehört dazu. Die Ballonhülle wird wieder zusammengelegt und mit Korb und Equipement sicher im Anhänger verstaut.
Nun wartet ein neuer Höhepunkt auf uns. Nach alter Ballonfahrertradition werden wir geadelt. Hierfür wird eine Strähne des Kopfhaares angezündet und mit Sekt gelöscht. Der frisch Geadelte erhält einen Adelstitel, der urkundlich besiegelt wird und gelobt nie wieder „Ballon fliegen“ zu sagen und niemals seinen neuen Adelstitel zu vergessen. Auch wird ihm die Pflicht auferlegt, seine Hilfe anzubieten, sollte er einen Ballon bei der Landung sehen. Der Adelstitel ist selbstverständlich auswendig zu lernen. Ballonfahrer untereinander begrüßen sich mit ihrem Adelstitel.
Prinzessin Anke von Mittenwalde,
unerschrocken im Morgennebel lustwandelnde Himmelsfee und Freiherrin von Nächst Neuendorf
und
Herzog Detlef von Königs Wusterhausen,
mutiger Luftrecke im sanften Morgenwind über dem Dahmeland
empfehlen sich und wünschen allseits gute Fahrt.
Technische Details Rover-BMW-Ballon
Baujahr: 1998
Insassen: 6 Personen
Hüllengröße: 4.250 m³
Startgewicht: 1.200 kg
Durchmesser: ca. 25 m
Höhe: ca. 28 m
Das Prinzip des Heißluftballonfahrens
Für die Fahrt im Heißluftballon werden die physikalischen Gesetze des statischen Auftriebs genutzt. Hierbei werden die in der Ballonhülle eingeschlossenen Luftmassen mit Hilfe eines Brenners erhitzt. Die erhitzte Luft wird durch die Veränderung ihrer Dichte leichter und der Ballon erhebt sich in den Himmel. Sobald der Ballon abgehoben hat, bestimmt nur noch der Wind seine Fahrtrichtung.
Der Korb
Der Korb wird aus Peddingrohr hergestellt. In ihm haben die Passagiere ausreichend Schutz, falls die Landung mal etwas schneller wird. Außerdem sind im Korb vorhanden: Die Gaszylinder mit dem Brennstoffvorrat, das Funkgerät, Feuerlöscher, Löschdecke, ein Hilfeset und ein 50 m langes Handlingseil.
Der Brenner
Die Warmluft für den Auftrieb wird beim Heißluftballon durch Ver brennen von Propangas erzeugt. Die meisten Brenner haben heute zwei getrennte Brennsysteme. Die Flamme, ca. 6 m lang, erhitzt die Temperatur in der Hülle auf ca. 80 - 110°C (abhängig von der Außentemperatur und dem Gewicht der Passagiere). Je nachdem, wie der Pilot heizt, steigt oder sinkt der Ballon.
Die Instrumente
Zum sicheren Ballonfahren sind die Ballone mit einem Höhenmesser, einem Variometer, welches Steigen oder Sinken anzeigt, und einem Thermometer ausgerüstet. Als nützliches Zubehör wird neuerdings auch ein GPS - Empfänger eingesetzt, um die genaue Richtung und Geschwindigkeit bestimmen zu können.
Die Geschichte der Heißluftballonfahrt
Alles begann mit einem Seidenunterrock der Madame de Montgolfier aus Annonay in der Grafschaft Vivarais in Frankreich. Deren Gemahl, Michel Joseph de Montgolfier (1740 - 1810) beobachtete, wie sich besagtes Kleidungsstück über einem heissen Ofen blähte und Richtung Decke schwebte. Durch die Erkenntnis, dass warme Luft leichter sein müsse als kalte, kam ihm die Idee zu einem Ballon, gefüllt mit heisser Luft, mit dem man sich in den Himmel erheben könnte.Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier stammten aus einer Familie, die seit vier Jahrhunderten in der Provinz die Papierherstellung betrieb. Im Jahre 1782, als Joseph mit seinen ersten Ballonexperimenten begann, war der florierende Familienbetrieb in Annonay, südlich von Lyon, als "königliche Papiermanufaktur" Hoflieferant des französischen Königs geworden. Das mit dieser Auszeichnung verbundene Einkommen machte Joseph, damals 42, und seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Etienne, finanziell so unabhängig, dass sie sich ganz ihren Liebhabereien widmen konnten.
Joseph Montgolfier befasste sich mit Ballonen. Zusammen mit seinem Bruder, Ètienne Jaques de Montolfier (1745 - 1799) konstruierte er den weltersten Heissluftballon - die Montgolfiere, wie man ihn noch heute nennt. Dieser aus Leinwand, Papier und einem Hanfnetz gefertigter Prototyp stieg bei einem Test am 05. Juni im Jahre 1783 bis zu einer Höhe von 1800 m auf. Nach geglücktem Erstversuch lockte nun der Gedanke, selbst in die Lüfte aufzusteigen.
Die verbreitete Meinung war jedoch, dass Menschen oberhalb der Wolken keine Luft mehr bekämen und sterben müssten worauf man deshalb im Tierversuch den Korb mit einem Hammel, einer Ente und einem Hahn belud. Diese schickten sie am 19. September 1783 nach oben und beobachteten was nun passieren würde. Als die Tiere wieder landeten waren sie wohlauf, nur der Hahn hatte wohl einen Hammeltritt abbekommen und sich den Flügel gebrochen und ging somit als das erste Opfer der Luftfahrt in die Geschichte ein.
Der König war mit diesem Versuch sehr zufrieden, aber als Etienne Montgolfler seine Absicht bekanntgab, einen Ballon für Menschen zu bauen, bestand Ludwig XVI. darauf, dass als Passagiere nur zum Tode verurteilte Verbrecher in Frage kämen, die begnadigt werden sollten, falls sie die Fahrt überlebten.
Aber der luftfahrtbegeisterte Aristokrat Francois Pilotre Pilätre de Rozier, mit 26 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, wandte sich ganz entschieden gegen diese Anordnung des Königs. Pilätre de Rozier war empört darüber, daß gemeine Verbrecher den Ruhm ernten sollten, die ersten Luftfahrer der Welt zu sein, und erbot sich, an ihre Stelle zu treten. Der junge Adlige, der als Gründer eines naturwissenschaftlichen Museums in Paris bekannt geworden war, hatte etwas Draufgängerhaftes an sich. Besucher seines Museums entzückte und einschreckte er, indem er Wasserstoffgas einatmete und beim Ausatmen anzündete. Außerdem besaß er Mut und Gelassenheit in kritischen Lagen - beides Eigenschaften, die sich bei Ballonfahrern als wertvoll erweisen würden - sowie die Fähigkeit, wichtige Männer für sich einzunehmen.
Pilätre de Rozier überredete den Marquis Francois Laurent d'Arlandes, seinen Einfluß bei einer der Hofdamen der Königin Marie Antoinette zu nutzen, um König Ludwig XVI. dazu zu bewegen, statt eines Verbrechers einen ehrbaren Franzosen die erste Luftreise wagen zu lassen. Das gelang d'Arlandes auch, aber er forderte eine Gegenleistung: Er würde Pilätre de Rozier auf dieser denkwürdigen Luftfahrt begleiten.
Der Ballon, mit dessen Bau Etienne Montgolfier begonnen hatte, war das bisher großartigste Luftfahrzeug. Die wichtigsten Neuerungen waren eine Passagiergalerie aus Weidengeflecht, die den Ballon unten wie ein runder Balkon umgab, und ein Feuerkorb, der an Ketten unter der Füllöffnung hing, so daß die Ballonfahrer während der Fahrt Rauch - mit anderer Worten: Heißluft - erzeugen und auf diese Weise länger In der Luft bleiben konnten. Ebenfalls an Bord befanden sich Heugabeln, mit denen Strohbündel nachgelegt werden konnten, und Wassereimer mit Schwämmen, um etwa auftretende kleinere Brände löschen zu können.
Nach Abschluß einiger Probeaufstiege wurde der Ballon am 20. November 1783 aus Paris in den Park des Schlosses la Muette, das dem Dauphin gehörte, am Rande des Bois de Boulogne transportiert. Der Morgen war grau und windig, und der Ballon wurde bei einem letzten Fesselstart gegen Bäume getrieben und an mehreren Stellen beschädigt. Hastig wurde mit der Reparatur der Risse begonnen. Nachdem der Wind nachgelassen hatte, und die Risse repariert waren, konnte zwei Stunden später mit dem Aufstieg begonnen werden. Etienne Montgolfier äußerte seine Zufriedenheit mit den Bedingungen. Heißluft stieg aus einem riesigen Ofen in den Ballon, der sich erneut zu seiner blaugoldenen Pracht entfaltete sieben Stockwerke hoch und zwei Drittel davon breit.
Pilätre de Rozier und der Marquis d'Arlandes nahmen ihre Plätze auf gegenüberliegenden Seiten der Galerie ein, damit sie im Gleichgewicht blieb. Der Feuerkorb wurde an seinem Platz befestigt, und die Helfer am Boden ließen die Seile los. Um 13.54 Uhr stieg der Ballon majestätisch in die Luft. Die Montgolfiere gewann langsam Höhe und fuhr bei leichtem Nordwestwind über den Park in Richtung Stadt. In etwa 85 Meter Höhe grüßten die ersten Luftfahrer der Welt die Zuschauer, indem sie ihre Hüte schwenkten.
Doch auf halber Strecke entstand an Bord eine kritische Situation. Das Feuer hatte Löcher in die Ballonhülle gebrannt, zwei Seile waren bereits mit alarmierendem Ruck gerissen. D'Arlandes griff rasch nach Schwamm und Wassereimer, die für einen Notfall dieser Art an Bord waren, löschte die kleineren Brände und verhinderte dadurch eine Katastrophe. Nachdem d'Arlandes sich als Feuerwehrmann betätigt hatte, sahen die Luftfahrer, dass sie den Dächern von Paris unangenehm nahe gekommen waren. Sie warfen gelassen mehr Stroh aufs Feuer und erhoben sich aus der Gefahrenzone. Kurze Zeit später ließen sie das Feuer niederbrennen und landeten sanft zwischen zwei Windmühlen, nachdem sie etwas mehr als acht Kilometer zurückgelegt hatten.
König Ludwig XVI. war von der Eroberung des Luftraumes so fasziniert, dass er ein Gesetz erliess, welches das Ballonfahren fortan nur dem Adel erlaubte. Es ist daher eine alte Ballonfahrertradition, dass Erstballonfahrer mit einer symbolischen Taufe in den Ballonadel erhoben werden.
© August 2002 Anke Schlingemann und Detlef Hälker
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