Sonntag, 7. November 2021

Dresden - Stadt & Kultur im November 2021


Erstmals seit Beginn der Pandemie waren wir eigentlich wieder bereit dazu, in ein Flugzeug zu steigen. Doch der anhaltende Vulkanausbruch auf La Palma hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. So entscheiden wir uns kurzfristig, die eingeplanten Urlaubstage in Dresden und Berlin zu verbringen.

Dienstag, 2. November 2021 

Die Anreise mit dem Auto unterbrechen wir mit einem spontanen Besucht des Deutschen Dampflokomotiv-Museums in Neuenmarkt (Oberfranken). Das Museum ist das größte Spezialmuseum seiner Art und gibt uns einen guten Einblick in die Geschichte und Technik der Dampflok.


Das Museumsgelände umfasst rund 100.000 Quadratmeter. Mehr als 30 Dampflokomotiven werden hier präsentiert. Das Herz des Museums bildet der 15-ständige Ringlokschuppen. Eine Besonderheit des Museum ist die funktionsfähige Segmentdrehscheibe vor diesem Ringlokschuppen.

Segmentdrehscheibe vor dem Ringlokschuppen

Nachmittags erreichen wir Dresden. Direkt in der Altstadt in der Salzgasse haben wir ein komfortables Appartement gebucht. Das Historischen Bürgerhaus ist im Barockstil wunderbar renoviert. Es handelt sich um das Wohnhaus des Hofkochs, George Merbelt , das von 1715 - 1718 im barocken Stil vom Dresdner Baumeister George Haase umgebaut wurde. So wohnen wir direkt am historischen Dresdner Neumarkt in Fußnähe zur Frauenkirche in der Altstadt vis à vis vom Albertinum. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich das Dresdner Kaffeestübchen. Hier wird für Hausgäste ein einfaches Frühstück angeboten. Berühmt ist das Café allerdings für seine vom Feinschmecker gelobte beste Eierschecke Sachsens, die wir ebenfalls sehr empfehlen können.


Donnerstag, 03.11.2021

Bei erstaunlich schönem Wetter genießen wir bei einem kurzen Spaziergang den Blick vom Elbufer. Von der Brühlschen Terrasse haben wir einen wunderbaren Blick. So schlendern wir am Terrassenufer entlang.

Auf unseren Dresden-Besuch haben wir uns im Vorfeld gut vorbereitet und bereits Online-Tickets diverser Veranstaltungen gebucht. So steht am heutigen Morgen eine Führung durch die Ausstellung "Träume von Freiheit - Romantik in Russland und Deutschland" im Albertinum an. Die einstündige Führung ist sehr informativ. 

Albertinum 

Die Ausstellung befasst sich mit der Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dem damit verbundenen Kampf um Freiheit. Freiheitliche Ideen der französischen Revolution verbreiten sich über ganz Europa, gleichzeitig überzieht Napoleon den Kontinent mit Krieg. Die konservativen Regierungen in Russland und den deutschen Staaten zielen darauf, Bürgerrechte einzuschränken. Es werden Bilder deutscher und russischer Maler aus der Romantik gegenübergestellt, künstlerisch sind erstaunliche Ähnlichkeiten zu erkennen aus einer Zeit als Deutsche und Russen sich deutlich näher waren als dies leider heute der Fall ist.

Nach der Führung machen wir noch einen (schnellen) Rundgang durch die ständige Ausstellung. Von Caspar David Friedrich bis Gerhard Richter: Im Albertinum sind die Meisterwerke aus dem Bestand der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung ab 1800 aus Romantik, Impressionismus, Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und Gegenwart zu erleben.

Im Anschluss an diesen schönen Museumsbesuch bummeln wir durch die Altstadt und erfreuen uns an den schön renovierten Gebäuden. 

Fassade des Zwingers

Dresdner Frauenkirche
Aktuell ist nicht viel los in der Stadt. Vor der Frauenkirche bildet sich dennoch häufig eine kleine Warteschlange. Am Nachmittag haben wir Glück und können ohne lange warten zu müssen das Kircheninnere besichtigen. 


Ein Foto des Militärmuseums im Reiseführer animiert uns spontan dazu, unsere Runde auszuweiten die Äußere Neustadt auf der anderen Elbseite einzubeziehen. Über die Augustusbrücke erreichen wir zunächst die Innere Neustadt und bewundern den "Goldenen Reiter". Entlang der Hauptstraße lässt sich sehr gut Bummeln und die Auslagen in den Geschäften rechts und links erkunden. Später wird der Spaziergang von viel Verkehr etwas getrübt. Dennoch ist es spannend, die weniger gut restaurierten und teilweise leer stehenden Häuser an der Königsbrücker Straße zu erkunden.

Leider müssen wir feststellen, dass das Militärmuseum Mittwochs geschlossen hat und wir auch nur aus der Ferne einen Blick darauf sehen können. 
Militärmuseum 

Aber einen Eindruck von der Architektur des amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind, die uns hierher geführt hat, erhalten wir. Wie ein Keil durchschneidet der Neubau das historische Hauptarsenal. Da uns das Genre des Museums weniger interessiert hält sich unsere Enttäuschung in Grenzen. so schlendern wir wieder zurück.

Freitag, 4.11.2021

Leider trifft die regnerische Wettervorhersage für den heutigen Tag zu. Erfreulicherweise können wir spontan Tickets für eine Besichtigung der Gläsernen Manufaktur ergattern.

Gläserne Manufaktur

Vor einigen Jahren, als hier noch die Luxus-Limousine Phaeton von Volkswagen produziert wurde, waren wir schon einmal da. Allerdings an einem Samstag, als der Produktion ruhte. 2016 hat Volkswagen die Produktion eingestellt. Heute wird die Schau-Produktion für die Montage des ID3 genutzt. 
Produktionshalle der Gläsernen Manufaktur
 
In aller Ruhe kann man der Fahrzeugproduktion (täglich werden hier lediglich 35 Fahrzeuge produziert) beiwohnen. Natürlich ist die Produktion kein Vergleich mit der uns bekannten Mercedes-Werksführung in Sindelfingen, doch die Besichtigung ist durchaus lohnenswert.

Ganz in der Nähe liegt das Panometer. In einem ehemaligen Gasspeicher befindet sich eine 360° Panorama-Installation, die uns eine Zeitreise in Dresdens barocke Vergangenheit erleben lässt. Das 27 m Hohe Rundbild wurde vom Künstler Yadegar Asisi geschaffen. Aus zahlreichen Fotografien, Zeichnungen und Malerei-Arbeiten komponiert der Künstler seine 360°-Kunstwerke. Diese entstehen aus unzähligen Bildebenen am Computer, bevor sie auf große Stoffbahnen gedruckt, konfektioniert und in Rundgebäuden inszeniert werden. 


Von der Installation, die immer wieder vom Tag- in den Nacht-Modus wechselt, sind wir ganz begeistert. Zusätzlich gibt es eine sehr informative Ausstellung zu Dresdens Stadtgeschichte. Sehr schön sind auch die vielen Geschichten zu einzelnen herausgestellten Bildausschnitten. Sehr lohnenswert!

Abends besuchen wir noch ein Jazzkonzert im Jazzclub Tonne, der nur 50 Meter von unserem Appartement entfernt liegt. Die Location unter der Ruine des Kurländer Palais ist absolut cool. Eine lange Treppe führt in das tonnenartige Kellergewölbe hinab. Die Künstlerin Mira Lou Kovacz war uns bislang nicht bekannt. Geboten wird uns ein kurzweiliges Programm der österreichischen Künstlerin, die eine sehr schöne, glockenklare Stimme hat.


Samstag, 5.11.2021

Heute geht es für uns weiter nach Berlin. Doch vorher besichtigen wir noch in der Kunsthalle im Lipsiusbau die Ausstellung „Deutsches Design 1949 – 1989 -Zwei Länder, eine Geschichte“.

Gemeinsam mit dem Vitra Design Museum präsentiert das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die deutsche Designgeschichte der Nachkriegszeit. Sehr interessant ist dabei, dass viele Parallelen und Querbezüge zwischen Design in Ost und West aufgezeigt werden und die unterschiedlichen Lebenswelten gegenüber gestellt werden. Design aus Deutschland erlangte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltweite Bedeutung. Nach 1949 nahm es einen einzigartigen Verlauf: In den zwei Teilen des gespaltenen Landes setzte sich die Entwicklung der Vorkriegszeit unter völlig unterschiedlichen Vorzeichen fort. Eine äußerst gelungene Ausstellung.

Bevor wir nun nach Berlin aufbrechen nutzen wir die Gelegenheit, um den "Schönsten Milchladen der Welt" - wie es im Reiseführer heißt zu besuchen. 1892 hat die Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund diesen eröffnet. Neben einer großen Variation an Käsespezialitäten und regionalen Produkte ist die eigentliche Attraktionen der wunderschöne Verkaufsraum.

Dresdner Milchladen - Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund 

Mit 247,9 m² handbemalten Fliesen der Firma Villeroy & Boch, erzählt das Geschäft die Geschichte der Gebrüder Pfund. Einzigartig auf dieser Welt, wurde unser Milchladen ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen.

Das dazugehörige Café Restaurant ist wegen einer geschlossenen Gesellschaft leider nicht zugänglich. Da der Milchladen bei vielen Busreise-Unternehmen auf dem Programm steht, wird das Restaurant gerne exklusiv gebucht. Wir finden aber ganz in der Nähe ein kleines Bistro, in dem wir uns vorzüglich stärken, bevor wir unsere Weiterfahrt nach Berlin antreten.