Nachdem
Corona wochenlang die Welt angehalten hat sind wir froh, dass Niedersachsen
bereits eine Woche vor den Pfingstferien in Süddeutschland wieder Touristen
empfängt. Uns ist nach Entspannung an der Nordsee und so buchen wir für eine
Woche eine Ferienwohnung auf Wangerooge.
Die kleine
Insel ist die östlichste der sieben ostfriesischen Inseln und von Harlesiel mit
einer Fähre zu erreichen. Um keine unvorhergesehenen Tide-Überraschungen zu
erleben, haben wir diese im Voraus gebucht.
In Harlesiel angekommen parken wir auf dem Langzeitparkplatz. Am Fähranleger wird uns das Gepäck abgenommen und in Container geladen. Dank eines großzügig bemessenen Zeitpuffers erreichen wir Harlesiel bereits 2 1/2 Stunden vor der geplanten Abfahrt. Erfreulicherweise können wir die bereits am Anleger liegende Fähre nehmen, was uns zwei Stunden Wartezeit erspart.
In Harlesiel angekommen parken wir auf dem Langzeitparkplatz. Am Fähranleger wird uns das Gepäck abgenommen und in Container geladen. Dank eines großzügig bemessenen Zeitpuffers erreichen wir Harlesiel bereits 2 1/2 Stunden vor der geplanten Abfahrt. Erfreulicherweise können wir die bereits am Anleger liegende Fähre nehmen, was uns zwei Stunden Wartezeit erspart.
Wir hatten
damit gerechnet, dass auch andere Touristen unterwegs sein würden und sind
dennoch froh, dass sich dies in überschaubarem Rahmen bewegt und Corona-bedingte
Abstandsregeln und die Maskentragepflicht eingehalten werden.
Die
Entfernung zum Festland beträgt nur sieben Kilometer. Etwa eine Stunde dauert
die gemächliche Überfahrt durch die markierte Fahrrinne dennoch und bietet
schöne Ausblicke auf den Westen der Insel mit dem markanten Westturm und dem
neuen Leuchtturm. Am Hafen an der Wattseite von Wangerooge angekommen
begrüßt uns ein Schild mit dem Spruch "Gott gab die Zeit, von Eile
hat er nichts gesagt". Dieser wird zu unserem Urlaubsmotto.
Die
Inselbahn wartet bereits auf uns. Nachdem auch die Gepäckcontainer
verladen wurden, fährt die von der Deutschen Bahn betriebene Inselbahn
(die einzige noch von der DB betriebene Schmalspurbahn in ganz
Deutschland) zum Inseldorf. Mit beschaulichen 20 km/h fahren wir
durch die Salzwiesen des Nationalparks Wattenmeer. Zahlreiche Vögel nisten hier
völlig unbeeindruckt von der regelmäßig passierenden Bahn. Ein erster
wunderschöner Eindruck.
Nach etwa einer Viertelstunde haben wir die drei Kilometer lange Strecke zurückgelegt und erreichen den Bahnhof. Nun müssen wir nur noch warten, bis die Gepäckcontainer entladen werden und wir unsere Koffer wieder in Empfang nehmen können.
Zu Fuß gehen
wir zur gebuchten Ferienwohnung. Mit unserer Wahl sind wir sehr zufrieden
(Inselhus, Osterdüne 68 wangerooge.net).
Aus dem Wintergarten haben wir einen schönen Ausblick auf den alten Leuchtturm
und ein großzügiger Balkon verspricht relaxte Urlaubstage.
Auf der mehr oder weniger autofreien Insel (außer für Feuerwehr, Krankenwagen, Müllentsorgung und Sonderfahrzeuge gibt es auf Wangerooge keine Genehmigungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.) leben knapp 1.300 Menschen. Die zweitkleinste der sieben ostfriesischen Inseln ist nur etwa 8,5 km lang und bis zu 2 km breit. So lässt sich alles gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen.
Die
Zedeliusstraße führt leicht gewunden 600 Meter weit vom Bahnhof durch den
ganzen Ort bis an den Strand. An ihr liegen die meisten Geschäfte. In einer
Stichstraße liegen direkt nebeneinander die beiden Supermärkte, in denen wir
uns erst einmal für die Woche eindecken. Im Fischgeschäft „Kruse“ genießen wir ein
leckeres Nordseekrabbenbrötchen und erstehen frischen Fisch fürs Abendessen.
Auch mit Wein werden wir im 1804 Store Wangerooge gut versorgt und werden auf einen
einheimischen Gin aufmerksam. Wir erstehen eine Flasche des mit 45 € nicht ganz
günstigen „Salzwiese“-Gin. Ein erstaunlich schmackhafter Gin, der sowohl pur
getrunken seine außergewöhnlichen Aromen darbietet als auch als Gin Tonic.
Nachdem wir
die Einkäufe in der Ferienwohnung verstaut haben zieht es uns an die
Strandpromenade.
Am Ende
der Zedeliusstraße läuft man geradewegs auf den markanten rundherum
verglasten Rundbau des „Café Pudding“ zu (den ausgezeichneten Kuchen und den
schönen Ausblick können wir nach mehreren Selbstversuchen wärmstens empfehlen).
Dahinter erstreckt sich die Strandpromenade.
Bei mäßiger Sicht kann man Tanker, Frachter, Containerschiffe und Kreuzfahrtschiffe beobachten. Einige liegen vor Wangerooge auf Reede. Sie haben Anker geworfen, um auf freie Liegeplätze, Ladung oder die auflaufende Flut zu warten, die ihnen auch auf Elbe und Weser genug Wasser unterm Kiel garantiert, um die Flusshäfen sicher erreichen zu können. Aktuell liegen auch einige Kreuzfahrtschiffe der TUI-Flotte „Mein Schiff“ auf Reede bis die Corona-Krise Schiffsreisen dieser Größenordnung wieder zulässt.
Von allen
sieben Inseln liegt Wangerooge am dichtesten an der Weltschifffahrtsstraße vom
Ärmelkanal in die deutschen Nordseehäfen. Drei bedeutende Schifffahrtswege
staffeln sich vor Wangerooge dicht hintereinander: die Einfahrt in den
Jadebusen mit dem Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven,
die Einfahrt in die Wesermündung mit den großen Häfen von Bremerhaven und
Bremen und - weiter draußen - die Seefahrtsstraße nach Hamburg
und Cuxhaven.
Bei halbwegs klarer Sicht ist bei Dunkelheit hinter den Schiffen der Lichtstrahl zu erkennen, den der südliche Leuchtturm Helgolands aussendet, das immerhin noch über 42 Kilometer entfernt ist.
In nicht
einmal 20 Kilometern kann man die Insel umrunden. Wir tun dies in mehreren
Etappen.
Aufgrund
ihrer Lage war Wangerooge militärisch von Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg waren
hier bis zu 5000 Soldaten der Marineartillerie, der Luftabwehr und der
Luftwaffe stationiert. Auf dem Eiland gab es viele Geschützbatterien zur
Seezielbekämpfung sowie Flak-Stellungen gegen Luftziele. Zum Schutz der
Stellungen und ihrer Mannschaften wurden auf der Insel rund hundert Bunker,
vielfach durch den Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, errichtet.
Am 25. April 1945 - also ganz kurz vor Kriegsende - kam es zum Luftangriff. In nur etwa fünfzehn Minuten fielen in drei
Angriffswellen über 6.000 Sprengbomben, die eine Kraterlandschaft hinterließen
und etwa 300 Menschenleben (Soldaten, Zivilisten, Zwangsarbeiter) forderten.
Über die Hälfte der Wohnhäuser des Inseldorfs wurden zerstört. Bis in die
1970er Jahre waren in den Dünen noch zahlreiche Bunkerreste und Bombentrichter
sichtbar, von denen heute außer einigen tiefen Seen in den Bombentrichtern bei
den Salzwiesen und den Dünen kaum noch Reste der militärischen Vergangenheit
auffindbar sind. Hinter dem Meerwasser-Erlebnisbad „Oase“ liegt das Ehrenmal „Hartmannstand“.
Ein Holzkreuz auf einer Düne erinnert an diese Bombennacht. An dieser Stelle starben
14 Soldaten und sechs Wehrmachtshelferinnen. Da sie bis zur Unkenntlichkeit
zerfetzt waren, beließ man ihre sterblichen Reste im Bunker und versiegelte
ihn.
Ganz in der
Nähe liegt mit 17 m ü. dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Insel. Hier
hat man eine schöne Aussichtsplattform errichtet, die einen Rundum-Blick über
die Insel und einen weiten Blick hinaus aufs Meer bietet. Die übrigen Sanddünen erreichen Höhen von bis
zu 12 Metern.
Das älteste erhaltene Bauwerk der
Insel ist der Alte Leuchtturm, der direkt im Inseldorf gegenüber vom Bahnhof
liegt. Dieser wurde 1856 erbaut und wird inzwischen als Museum genutzt.
Aufgrund der aktuellen Corona-Schließungen müssen wir uns mit einer
Besichtigung des Vorgartens begnügen. Hier steht eine Dampflok aus dem Jahr
1929, die auf Wangerooge bis Jahr 1960 eingesetzt wurde und dabei fast
unglaubliche 353.025 Kilometer zurücklegte (fuhr also auf dem kleinen
Wangerooge quasi fast neun Mal auf dem Äquator rund um die Erde).
Das höchste Bauwerk und Wahrzeichen
der Insel ist mit 67,2 m der 1969 in Betrieb genommene neue,
vollautomatisch arbeitende Leuchtturm. der alle 4,9 Sekunden aufblinkende rote
Lichtstrahl leuchtet 56 km weit in die Deutsche Bucht hinein.
Westturm |
Ein weiteres
weithin sichtbares Wahrzeichen ist der 56 m hohe Westturm, der sich seit 1933 am
Westende der Insel erhebt und heute als Jugendherberge dient.
Der Westen der
Insel ist nicht ausreichend durch Dünen und Sandbänke geschützt. Zum
Küstenschutz wurden 22 sogenannte Buhnen angelegt. Diese Buhnen, Dämme aus
Gestein und Mörtel, verlaufen quer zum Ufer weit ins Meer hinaus. Sie dienen
zur Abwehr der Strömung. Sie sollen nicht nur die Sandabtragung verhindern,
sondern neue Sandanlandung fördern.
Wenn man
einige Tage auf der Insel verbringt, lässt sich hautnah erleben, wie die Gezeiten
den Lebensrhythmus bestimmen. Innerhalb von 24 Stunden und 50 Minuten ist je
zweimal Hoch- und Niedrigwasser. Der Tidenhub, also der Unterschied zwischen
Niedrig- und Hochwasser beträgt auf Wangerooge etwa 3 m.
Der drei
Kilometer lange Sandstrand an der Nordseite ist bei Ebbe etwa 100 Meter breit
und wird von vielen Standkörben geziert. Im Osten geht der Strand in ein 500
Meter breites und drei Kilometer langes Feld mit Sandablagerungen über. Bis
1958 hatte Wangerooge einen tideunabhängigen Schiffsanleger am Ostende, der
aber versandete. Heute erinnern nur noch hölzerne Überreste hieran.
Wattenmeer |
Südlich der
Insel liegt das Wattenmeer, das ebenso zum Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trockenfällt. Sehr zu
empfehlen ist es, dieses bei einer geführten Wattwanderung (http://www.wattwandern-wangerooge.de/) zu erkunden. Von der ausgebildeten
Wattführerin Petra Lösch erfahren wir eine Menge über das lebhafte Treiben
unterhalb der Sandschicht. Muscheln, Strandkrabben und Wattwürmer, die Gänge in
den Wattenboden bohren und den Auswurf als markante „Sandwürmer” auf der
Oberfläche hinterlassen, machen das Watt zum idealen Futterreservoir für viele
Vogelarten.
Uns war es
gerade recht, dass auf der Insel abgesehen natürlich von der wunderschönen
Natur nicht viel geboten wird. Wir haben die langen Spaziergänge durch die
Dünen und am Strand genossen und uns ordentlich den Wind um die Nase wehen
lassen. Dazu gab es viel Zeit zum relaxen, dies gerne auch im Standkorb. Es
wirkt sehr beruhigend, auf das Meer zu blicken und die große Schiffe zu
beobachten.
In der
Ferienwohnung haben wir gerne unseren frisch gekauften Fisch zubereitet. Aber
auch die Gastronomie, die mit den entsprechenden Auflagen den ersten Testlauf
durchlief, haben wir genutzt und hierbei zu keiner Zeit ein schlechtes Gefühl
gehabt. Die Abstandsregeln wurden von den Besitzern und Gästen vorbildlich
eingehalten. Besonders zu empfehlen ist das liebevoll eingerichtete Steakhaus „Unser
Boot“, in dem die Steaks in einem speziellen 800° Ofen zubereitet werden.
Noch einmal
können wir zum Abschluss die gemächliche Bahnfahrt durch das Naturschutzgebiet
genießen und den Vögeln beim Brüten zusehen. Dennoch ist es unwahrscheinlich,
dass es uns noch einmal nach Wangerooge zieht, aber es gibt ja auch noch sechs
andere ostfriesische Inseln…